Ich bin faul!
Im Sommer jeden Tag eine Stunde beim Giesen im Garten die Beine in den Bauch stehen?
Ohne mich!
Und woher jemanden als Urlaubsvertretungsgieser bekommen?
Schwierig, sehr schwierig.
Also her mit der Technik
Somit musste eine Bewässerungsanlage her. Das Bewässerungssystem als solches stand schnell fest: Gardena Pipeline, mit insgesamt vier Versenkregnern OS 140 und einem AquaContour. Dazu noch zwei Micro Drip-Kreisläufe für unser Blumenbeet und die Tomaten / Balkonpflanzen. Das ganze hängt an drei getrennten Wasserhähnen, die rund ums Haus verteilt sind.
Jetzt mussten nur noch der/die passenden Steuerungscomputer ausgesucht werden. Aber irgendwie gab’s nichts, was mich wirklich begeistert hätte.
Mein Wunschsystem musste nämlich folgendes können:
- bis zu 12 Ventile steuern
- kompatibel zu den von mir gewählten Hunter Ventilen sein
- steuerbar über mein Smart Home System (Domoticz)
- möglichst ohne Hersteller-Cloudanbindung
Da wird die Auswahl sehr eng. Am ehesten hätte noch das Smart Water Control von Gardena gepasst, aber das war mir viel zu teuer. Mit drei Steuerungen und allem Pi-Pa-Po wären das einige hundert Euro geworden. Von Profisystemen a la Hunter oder Rainbird will ich gar nicht reden.
Nach ein bisschen überlegen habe ich mir dann gedacht:
„Warum baust das nicht einfach selbst? Kann so schwer nicht sein.“
Und tatsächlich, das ganze ist relativ einfach umzusetzen. Und vergleichsweise günstig ist das ganze dann auch noch.
So sieht der Aufbau aus
Im Endausbau, der im Frühjahr 2021 erreicht sein wird, habe ich folgenden Aufbau:
- Wasserhahn:
- Zentralventil direkt am Hahn
- Ventilbox mit zwei Ventilen, für Rasen und Beet/Hecke
- Wasserhahn:
- Zentralventil direkt am Hahn
- Ventilbox mit drei Ventilen, für Rasen, Gemüsebeet und Terrassenpflanzen
- Wasserhahn:
- Zentralventil direkt am Hahn
- Ventilbox mit drei Ventilen, für Rasen, Blumenbeet und Wassersteckdose
Die Zentralventile dienen dazu, damit ich jeden Strang eines Wasserhahns direkt komplett abschalten kann. Diese Ventile sind standardmäßig immer geschlossen und öffnen sich nur, wenn eines der sich im jeweiligen Kreislauf befindlichen Ventile öffnet. Das ist z.B. ganz praktisch, wenn jemand gegen den Anschluss an der Zuleitungsdose (die den Wasserhahn mit der Pipeline vor den Ventilboxen verbindet) rumpelt, etwa beim Rasen mähen. Ohne so ein Ventil würde das Wasser in Massen raus laufen und rumspritzen. Nicht dass mir sowas schon passiert wäre… nein nein, niemals… 😉
Die Steuerelektronik
Ich habe mich für ein System entschieden, das im wesentlichen aus folgenden Komponenten besteht:
– NodeMCU V2 ( = komplettes ESP 8266 Entwicklerboard)
– MCP 23017 Multiplexer
– 3 x 4er Relais
– 230VAC auf 24VAC Trafo
– Software: ESP Easy
– Ventile: Hunter PGV 101-GB
– Ventilboxen: Gardena V3 und No-Name
Eine recht komplette Teileliste findet ihr im Anhang.
Den Multiplexer habe ich verwendet, da es bei mir sonst mit den GPIO-Pins vom ESP8266 zu knapp geworden wäre. Wer z.B. nur vier Ventile steuern muss, der kann sich den Multiplexer sparen und die Relais direkt an den ESP hängen.
Der Schaltplan für die einfache Lösung ohne Multiplexer sieht so aus:
Und hier der Schaltplan mit Multiplexer:
Achtung: Lebensgefahr!
Wirklich aufpassen muss man nur bei der 230V Zuleitung zum 24V Trafo. Wer sich nicht zutraut, so etwas selbst anzuschließen:
FINGER WEG!
Mit 230V ist nicht zu spaßen, da wird’s lebensgefährlich. Ich übernehme da keinerlei Verantwortung wenn jemand von euch eins gewischt kriegt und das eigene Gemüse von unten betrachten darf.
Zum Glück betrifft das nur diese eine Zuleitung, die kann man recht einfach isolieren. Der Rest sind 24V für die Ventile und 3,3V bzw. 5V für die Steuerelektronik, beides komplett harmlos.
Das ganze also nach Schaltplan zusammen löten und in ein passendes Gehäuse stecken. Bei mir ist das ein simpler Aufputz-Kleinverteiler mit Hutschiene, auf die der Trafo geklemmt wird. In dieses Gehäuse gehen somit zwei Zuleitungen rein: das Stromkabel für den Trafo, wobei ich den PE an die Hutschiene geklemmt habe, und die USB-Stromversorgung für den ESP. Da könnt ihr jedes beliebige Handynetzteil nehmen. Ich habe allerdings auch erst zwei der drei 4-fach Relaisblöcke installiert. Gut möglich, dass das Gehäuse zu klein wird, wenn ich kommendes Frühjahr alles fertig ausbaue. Das Gehäuse solltet ihr irgendwo im Haus an einem passenden Ort platzieren, damit
- der ESP eine Verbindung zu eurem WLAN bekommt
- ihr Strom habt, d.h. zwei Steckdosen für USB-Netzteil und Trafoanschluss
- die Steuerleitungen zu den Ventilen einfach, d.h. ohne all zu viele Löcher in irgendwelchen Hauswänden, zu verlegen sind
Also Zuleitung zu den Ventilen verwende ich A-2Y(L)2Y Erdkabel, 4x2x0,8. Diese sind extra u.a. für das Verlegen in Erde geeignet. Damit das ganze etwas wartungs- und ausbaufreundlicher ist, sind die Erdkabel nicht direkt an die Relais angeschraubt. Ich habe außen an dem Kleinverteiler mittels kurzen Zuleitungen steckbare Lüsterklemmen angeschlossen. Damit kann ich die Steuerleitungen bequem abtrennen und die Steuerelektronik in die Werkstatt bringen, ohne jedes mal groß rumschrauben zu müssen. Und die Leitungen kommen so auch nicht durcheinander.
Das ganze sieht aktuell so aus:
Man erkennt im Gehäuse links die Platine mit NodeMCU und MCP, in der Mitte den Trafo und rechts zwei der Relaisplatinen. Über die Wago-Klemmen werden die beiden 24V-Leitungen (sind ja keine Pole, da Wechselstrom) auf die Relais und nach außen verteilt. Durch das linke Loch unten geht die 230V NYM-J 3×1.5 Zuleitung rein, durch die zwei anderen Löcher kommen die Steuerleitungen raus und gehen an die Lüsterklemmen. Im Moment werden nur zwei der drei Wasserhähne gesteuert, Wasserhahn 2 kommt im Frühjahr 2021 ans System. Deswegen sind es auch nur zwei 4er Relaisblöcke.
Die Software
Also Software kommt ESP Easy zum Einsatz. Das kenne ich schon von einem anderen Projekt, das ich gebaut habe. Unter ESP Easy findet ihr die Projektseite mit Anleitung für das ganze. Dort gibt es dann auch eine Erklärung, wie man via Domoticz die einzelnen Pins des NodeMCU oder des Multiplexers ansteuert. Für Systeme wie OpenHAB, FHEM oder NodeRed dürfte das ganze sehr ähnlich laufen. Kurz zusammengefasst:
- ESP Easy laut Doku auf den NodeMCU aufspielen und ins eigene WLAN bringen
- Unter „Hardware“ bei „I2C Interface“ SDA mit GPIO-12 (D6) und SCL mit GPIO-14 (D5) verbinden.
- Unter „Devices“ ein neues Device namens „Switch Input – MCP 23017“ erstellen und wie folgt konfigurieren:
Das war’s dann auch schon. Mit dem Befehl
http://ip.eures.esp.easy/control?cmd=mcpgpio,1,0
kann man nun z.B. das erste Relais (und somit das daran hängende Ventil) anschalten und mit
http://ip.eures.esp.easy/control?cmd=mcpgpio,1,1
kann man es wieder schliessen. Total easy.
Mittels Domoticz, das bei mir auf meinem sowieso vorhandenen Linux-Server läuft, kann ich die Bewässerung sehr flexibel steuern. Von einfachem Ein/Aus, über Zeitpläne bis zur wetterabhängigen Steuerung ist damit alles möglich. Und via VPN kann ich von überall auf der Welt ins System eingreifen oder kontrollieren, ob alles läuft.
Ein weiterer Vorteil ist natürlich, dass dieses System von keiner Herstellercloud abhängig ist. Dank Domoticz kann ich die Bewässerung aber trotzdem bei Bedarf auch via Alexa steuern, wenn ich möchte.
„Alexa, schalte das Blumenbeet ein“ – auch sehr fein.
Die Teileliste
Hier nun die Teileliste. Ich habe oft Teile auf Vorrat bestellt – man weiß ja nie, was einem noch so alles einfällt ? Gerade die Elektronikteile sind dadurch ziemlich günstig, auch ohne dass man sie in China bestellen müsste.
Elektronik:
- 3x NodeMCU Lua Amica V2 *
- 3x MCP23017 Port Expander *
- 5x 4-Relais Modul 5V *
- Aufputz Kleinverteiler *
- Vemer VN318200 230V auf 24VAC Trafo *
- Hunter PGV 101 GB 1″ Kugelventil *
- 50 Meter A-2Y(L)2Y Erdkabel 4x2x0.8mm *
- 3er Streifenraster Leiterplatte *
- Jumperwire Kabel, 3x 40 Stück *
- Lüsterklemmen, 12-polig, steckbar *
- Wago 221-413, Verbindungsklemme, 3-polig *
- Wago 221-415, Verbindungsklemme, 5-polig *
Bewässerung (beispielhafte Auswahl):
- Gardena Ventilbox V3 *
- kex1311 Bodeneinbaudose *
- Gardena OS 140 Komplettset *
- Gardena AquaContour Versenkregner *
- Gardena OS 140 Versenkregner *
- Gardena Micro Drip Starter Set M *
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Shopping-Tipp zum Schluß
Noch ein Tipp zur Beschaffung der Bewässerungselemente wie Regner, Leitungen, etc.: wenn man den eigenen Bedarf genau geplant hat, wozu ich unbedingt raten würde, und es nicht so eilig mit der Installation hat, dann lohnt es sich auf diverse Angebote besonders für die Gardenateile zu warten. Irgendwo gibt’s das ganze Zeug immer wieder im Angebot. Und was auch eine super Quelle ist sind die Outlet bzw. B-Ware Shops von Alternate und Hitseller. Ich habe quasi alle meine OS 140 und den AquaContour als B-Ware gekauft, zum Teil für 30% vom Originalpreis. Einziges Manko waren immer nur die aufgerissenen Kartons und 1-2 Kratzer, die aber keinen Einfluss auf die Funktion haben. Trotzdem gibt es die Gewährleistung und Garantie in vollem Umfang.
An dieser Stelle muss ich noch einen Gruß an eine der besten Facebook-Gruppen raus schicken, die die Welt je gesehen hat:
Uncle Phil’s Werkstatt
Die Mitglieder dort haben mir bei der einen oder anderen Frage zu diesem Projekt sehr geholfen.
Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig inspirieren. Wenn ihr Fragen habt, kontaktiert mich einfach über eine der vielen Plattformen, auf denen ich so unterwegs bin.
Weitere Teile (mit wichtigen Sicherheitshinweisen!)
Teil 2: Ausbau der Steuerung
Teil 3: Wichtiger Sicherheitshinweis und das Zeug im Garten
6 Kommentare
Hi!
Danke für die Anleitung. Ich habe das recht akribisch nachgebaut. Allerdings kann ich leider nichts schalten.
Es kommt immer nur als Ausgabe: failed
Was mache ich falsch?
Wie oder wo erhältst Du „Failed“? Ich würde schrittweise vorgehen: erst mal den ESP zum laufen bringen, d.h. ESPEasy aufspielen und konfigurieren. Dann dort alles einstellen und mit Deiner Steuerungssoftware (bei mir: Domoticz) verbinden. Hast Du das schon alles gemacht? Die Anbindung der Ventile würde ich ganz zum Schluss machen.
Was hast Du denn schon gemacht? Was geht, was nicht? Ich brauche etwas mehr Infos, dann kann ich gerne helfen.
Nett! Ich hab‘ mir auch eine gebaut, allerdings ’ne Nummer kleiner für indoor-Töpfe mit
https://wiki.seeedstudio.com/Seeeduino_Lotus_Cortex-M0-/
https://wiki.seeedstudio.com/Grove-Capacitive_Moisture_Sensor-Corrosion-Resistant/
http://en.aviaic.com/detail/730856.html für https://photos.app.goo.gl/6KefaVvpgwDSRQY89
http://www.nusensor.com/en/showgoods/859.html
https://toshiba.semicon-storage.com/ap-en/semiconductor/product/motor-driver-ics/brushed-dc-motor-driver-ics/detail.TB6612FNG.html
und
https://amzn.to/3KJUNIm
🙂
Hallo!
Sehr schönes Projekt!
Eine Frage, rein interessehalber, hätte ich:
Ich habe im Schaltbild und in der Teileliste nicht erkennen können, ob das Mikrocontroller-Board eine eigene Spannungsversorgung erhält. Es sieht für mich so aus, dass die Elektronik auch vom 24 V Trafo (AC) gespeist wird. Ist auf dem Mikrocontroller-Board ein Gleichrichter und Festspannungsregler integriert? Nach meinem (naiven) Verständnis dürfte der ja normalerweise nicht viel mehr als 3,3 V vertragen. Oder habe ich etwas übersehen? Vielen Dank und weiter so!
Ich selber plane „nur“ ein Mini-Bewässerung für meinen Balkon mit zunächst nur 1 Magnetventil und nachgeschalteter Micro Drip-Bewässerung. Man kann aber nie wissen, was daraus noch wird… Irgendwie geht ein bisschen mehr ja immer ;-).
Gruß Marc
Das verwendete Board ist ein NodeMCU, der bekommt seinen Strom über einen ganz normalen Micro-USB-Anschluß. Über den werden auch der Multiplexer und die Relais mit Strom versorgt.
Hallo Roland,
dank deines Hinweises konnte ich es jetzt im 2. Teil auf dem Foto identifizieren. Da ist eine Steckdosenleiste mit einem kleinen Schaltnetzteil mit USB-Anschluss zu erkennen. Kann man natürlich auch so machen.
Bei mir werde ich es wohl etwas anders lösen: ich zapfe den 24 V Trafo an, richte die Spannung gleich und regele mittels eines Schaltreglers auf die benötigten 3,3 oder 5 V runter. Dann ist alles schön fest verdrahtet ohne „wacklige“ USB-Kabel mit Steckern und es wird auch nur eine 230 V Steckdose belegt. Das ist sicherlich in erster Linie eine Geschmacksfrage, wie man’s macht und in zweiter Linie eine Frage, was alles so in der Bastelkiste „rumfliegt“. Deine Platinenhalterungen für die Hutschiene gefallen mir übrigens sehr gut!
Viele Grüße
Marc